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Artgerechte Hundeerziehung

 

Grundregeln für Sie und Ihren Hund

oder

Wozu in die Schule gehen?

"Hundeschule Ritterhude"

Dr. Veronika Kaplan & Kristina Tietjen

Lernen bedeutet, sein Verhalten einer sich ständig verändernden Umwelt anzupassen. In jeder wachen Sekunde seines Lebens lernt ein Hund - wie jedes andere Lebewesen übrigens auch! Ein Hund kann gar nicht nicht lernen! Lernen dient ein Leben lang der Optimierung der eigenen Lebenssituation - nicht etwa der des Hundebesitzers.

Hunde lernen - wie andere Lebewesen auch - über Assoziationen.

Von einer Assoziation spricht man dann, wenn zwei Ereignisse im Gehirn miteinander verknüpft werden. Zwei Ereignisse werden dann im Gehirn miteinander in Verbindung gebracht, wenn sie gleichzeitig bzw. in sehr kurzem zeitlichen Abstand voneinander geschehen. Diesen wirklich sehr kurzen (0,5 bis max. 3 Sekunden) zeitlichen Abstand nennt man Assoziationszeit. Diese Zeit muss man einhalten, um beispielsweise ein erwünschtes Verhalten des Hundes zu belohnen. Man belohnt immer das Verhalten des Hundes, nicht den Hund selbst. Ein Hund kann sich nicht nicht verhalten, d.h., wenn man zu langsam ist, belohnt man unter Umständen ein Verhalten, das man gar nicht wünscht!!

Man kann also sagen: Der Hund geht in die Schule, damit Sie als Hundebesitzer lernen, stets das erwünschte Verhalten des Hundes zu belohnen!!

Noch ein paar Grundlagen über den Einsatz von Belohnung und Strafe:

Belohnung und Strafe stellen für den Hund gleichsam ein Motiv dar, ein bestimmtes Verhalten öfter bzw. seltener zu zeigen. Bei Belohnung als auch bei Strafe ist die Einhaltung der Assoziationszeit entscheidend für den Lernerfolg.

Das Handwerkszeug der Hundeerziehung ist:

  • Angenehmes wird zugefügt (Leckerchen füttern)

  • Unangenehmes wird entfernt (Druck auf den Rücken lässt nach, wenn der Hund sitzt)

» Verhalten wird stärker/wahrscheinlicher

  • Unangenehmes wird zugeführt (Ruck an der Leine, Schelte)

  • Angenehmes wird entfernt (Leckerchen selber essen, Spiel abbrechen)

» Verhalten wird schwächer/unwahrscheinlicher

Verhaltensweisen, die über Belohnung erlernt wurden, "sitzen" besser!!

* * *

Die fünf Geheimnisse im Training mit positiver Verstärkung:

  • Finden Sie die passende Belohnung für Ihren Hund (welches Leckerchen wird bevorzugt, Belohnungsspiel, Streicheleinheiten etc.)

  • Welche Teilhandlung soll Ihr Hund ausführen und was gehört zu den Kriterien/Handlungen, die Sie belohnen wollen

  • Passen Sie das Übungstempo und Ihre Ansprüche dem Lerntempo IHRES Hundes an

  • Erleichtern Sie Ihrem Hund die Übung, wenn dieser nicht zu verstehen scheint, was Sie von ihm wollen

  • Widerstehen Sie der Versuchung, gleich zu Beginn mit einem Hörzeichen zu arbeiten

Die zwei wichtigsten Eckpfeiler für schnellen Lernerfolg:

  • Loben Sie die richtige Reaktion Ihres Hundes und nicht die falsche!! Überlegen Sie sich vor der Übung, was Sie belohnen wollen, denn

  • Sie müssen Ihren Hund sofort nach dem befolgten Hörzeichen loben bzw. belohnen! Der beste Abstand zwischen Handlung und Lob bzw. Leckerchen ist 0,5 Sekunden. Eine Sekunde Verzögerung vermindert bereits meßbar den Lernerfolg!

Wie "sagen" Sie nun dem Hund, dass und was Sie ihm beibringen wollen?? Sie reden mit ihm?! Auf Deutsch, auf Hundisch?!

Grundlagen zu Kommunikation mit dem Hund:

Kommunikation beinhaltet immer drei Elemente

Sender        Signal        Empfänger

Als Sender sind Sie dafür verantwortlich, daß das Signal (z.B. das Wort "Sitz") mit Inhalt gefüllt wird und gut verständlich beim Empfänger Hund ankommt.

Hunde verständigen sich untereinander hauptsächlich über Körpersprache. Geruch und Lautsprache sind nur sekundär und dienen der "Verstärkung und Unterstützung der Argumente". Auch im Zusammenleben mit uns Menschen orientieren sich Hunde überwiegend an unseren Gesten und Körperhaltungen.

Der Einsatz der Stimme ist dennoch sehr wichtig, weil Hunde besonders aufgrund der Tonhöhe und Lautstärke der menschlichen Stimme Informationen von "ihren" und anderen Menschen erhalten. Schreien Sie also die Hörzeichen (z.B. "Sitz") nicht, und verstecken Sie sie auch nicht in langen Vorträgen ("Also, Frauchen muß jetzt ganz schnell mal in den Laden und was besorgen, und Du machst solange schön sitz und wartest hier!"). Gewöhnen Sie sich eine einfache und klare Sprache an, legen Sie Betonung auf die Vokale und sprechen Sie in ruhigem Ton mit Ihrem Hund.

Wir nutzen den visuellen Schwerpunkt in der Kommunikation des Hundes, indem wir zu jedem Hörzeichen auch ein Sichtzeichen geben:

Beispiel:        "Sitz" + erhobener Zeigefinger

Beispiel:        "Platz" + flache Hand mit Bewegung nach unten

Versichern Sie sich der Aufmerksamkeit Ihres Hundes und geben denn die Hörzeichen nur einmal. Geben Sie Hörzeichen niemals so nebenher oder zum Spaß oder wenn Sie es gar nicht so meinen oder wenn Sie sich nicht sicher sind, daß Sie die Durchführung auch durchsetzen können! Ihr Hund lernt dann nur, daß Ihre Hörzeichen nicht verbindlich sind und entscheidet dann selbst, ob er nun sitzt oder steht!

Darüber hinaus ist es von Anfang an auch sehr wichtig, Hörzeichen immer aufzulösen. Überlassen Sie die Entscheidung, ob und wann er aufsteht nicht Ihrem Hund! Benutzen Sie auch dafür immer das gleiche Wort, z.B. "los" oder "Lauf" oder "Okay".

Üben Sie mit Ihrem Hund regelmäßig das Gelernte!! Wichtig ist hier, daß Sie erst mit möglichst wenig Ablenkung üben und erst langsam diese steigern.

Übungen von ca. 15 Minuten Länge 2 mal täglich sind die bestw Vorraussetzung für eine erfolgreiche Hundeerziehung.

Beachten Sie auch, daß Hunde kontextbezogen lernen, d.h. üben Sie immer wieder in einem neuen Zusammenhang: An unterschiedlichen Plätzen, zu unterschiedlichen Zeiten. Ihr Hund soll erleben, daß Ihre Hörzeichen überall gelten, nicht nur auf dem Hundeplatz!

Und vergessen Sie niemals das Lob!!! Loben und belohnen Sie Ihren Hund, wenn er etwas richtig gemacht hat! Leckerchen erhöhen die Motivation Ihres Hundes (vor allem, wenn er vor dem Training etwas hungrig ist) und haben nichts mit "Bestechung" zu tun. Manche Hunde mögen Futterbelohnungen, andere tun alles für ein Spielzeug! Wichtig ist, daß das Training dem Hund auch Spaß macht.

Überfordern Sie Ihren Hund nicht! Besonders junge Hunde können sich nicht sehr lange konzentrieren! Brechen Sie die Übung rechtzeitig ab, d.h. wenn es ihm noch richtig Spaß macht, und lassen Sie ihn spielen und toben! Die positive Erinnerung an das Training wird den Einstieg in die nächste Übungsstunde erleichtern.

Außerdem: Variation gegen Langeweile!! Führt Ihr Hund ein Hörzeichen korrekt aus, wechseln Sie nach max. 5 Wiederholungen die Übung oder variieren Sie sie.

Fangen Sie jede Trainingsstunde mit neuen Hörzeichen an und wiederholen erst am Schluß bereits Gelerntes, niemals umgekehrt! Am Schluß der Stunde immer kräftig loben, so verstärken Sie die Freude Ihres Hundes am gemeinsamen Lernen!

Denken Sie stets daran, daß sich Ihr Hund starken und zuverlässigen Rudelchef wünscht. Eine intensive und von Vertrauen geprägte Bindung zu Ihnen wird Ihrem Hund immer Sicherheit, Geborgenheit und Wohlgefühl bereiten. Sie ist vielleicht die wichtigste Vorraussetzung für den zuverlässigen Gehorsam Ihres Hundes und entscheidet darüber wie viel Freude Sie mit Ihrem Hund ein Hundeleben lang haben werden.

Lesen Sie sich diese Erziehungsgrundsätze immer mal wieder durch und überprüfen Sie sich selbst, ob sich mit der Zeit nicht da und dort ein paar kleine Fehler eingeschlichen haben. Wir sind schließlich alle nur ... fast hätte ich gesagt "Hunde"!

© Hundeschule Ritterhude